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Teil 2: Transformationsgeschichten aus der Praxis - Phase 0: Selbstreflektion


Was uns Menschen von Tieren unterscheidet, ist, dass wir über uns selbst und unser Handeln reflektieren können.


Erfahrungsgemäß tun wir das alle im Alltag viel zu wenig, weil wir so in unseren Automatismen gefangen sind. Für die meisten Menschen ist das nicht ideal, aber dennoch nicht überlebenswichtig. Für Entscheider hingegen kann das den Unterschied zwischen einer funktionierenden zukunftsfähigen und einer ineffizienten und letztendlich sterbenden Organisation bedeuten.


In einer Welt, die so komplex ist, kann ein ungeplantes „Weiter so“ nicht funktionieren. Entscheider und Entscheiderinnen müssen sich die Zeit nehmen, um in die Selbstreflektion zu kommen und dass idealerweise nicht nur dann, wenn das Haus brennt, sondern regelmäßig. Ich nenne dies die Phase 0.


Wenn ich gut reflektiert und organisiert bin, ist die Voraussetzung erfolgreich in Phase 1 eines Projekts zu starten ungleich höher. Woher aber die Zeit dafür nehmen, wenn es doch so viel zu tun gibt?  Zum einen, muss der Arbeitsalltag so geplant werden, sich diese Zeit für Selbstreflektion nehmen zu können. 


Wenn doch das häufigste Argument ist, dass man sich um alles kümmern muss, wäre die Umkehrung davon, sich nicht um alles kümmern zu müssen, die logische Antwort. Und wie bewerkstellige ich das am besten? Durch Befähigung! 


Mitarbeitenden müssen befähigt werden, so dass wichtige Aufgaben delegiert werden können. Auch wenn ich mich selbst in die wichtigsten Themen einlese, kann ich dennoch nicht Experte oder Expertin in allen relevanten Themen sein. Umso wichtiger ist es ExpertInnen in die Reflektion miteinzubeziehen. Je mehr ich davon in meinem Arbeitsumfeld habe, desto mehr Freiheiten habe ich gewonnen, da ich nicht mehr in allen Bereichen für alles verantwortlich bin. 

 

Ein Beispiel für die Lösung eines komplexen Problems – die CSRD Richtlinie 

Schauen wir uns einen konkreten Anwendungsfall an: der von der EU vorgeschriebenen Richtlinie zur Berichterstattung zur Nachhaltigkeit der Organisation (Corporate Sustainability Reporting Directive). Für große Unternehmen mit öffentlichem Interesse ist die CSR-Berichterstattung seit 1.1. diesen Jahres Pflicht.  


Ab 1.1.2025 und 2026 wird dies sukzessive ausgeweitet auf alle anderen bilanzrechtlich großen Unternehmen bzw. auf kapitalmarktorientierte KMU. Nichtbefolgung der Richtlinie wird Sanktionen nach sich ziehen. Es herrscht also ein enormer Druck auf Seiten der Unternehmen, sich mit diesem Thema zu beschäftigen.  


Erfahrungsgemäß fangen die meisten Unternehmen damit an, kurz bevor die Frist abläuft. In diesem Fall ist jedoch das Problem, dass das Erstellen eines CSR-Berichts gut und gerne mehrere Monate dauern kann. Logisch wäre also, dass sich alle Unternehmen jetzt schon mit dem Thema auseinandersetzen.  


Drei potenzielle Lösungswege 

Im Grunde genommen gibt es drei Wege, wie ich als Entscheider oder Entscheiderin an ein Thema, wie z.B. den Nachhaltigkeitsbericht für meine Organisation herangehen kann.  

  1. Ich beschäftige mich selbst damit und investiere viel Zeit und Arbeitsleistung, um den Nachhaltigkeitsbericht selbst anzufertigen. 

  2. Ich beschäftige ein externes Unternehmen, das diesen Report für mich erstellt.  

  3. Ich befähige einen meiner Mitarbeitenden Experte in diesem Themengebiet zu werden und diesen Bericht zu schreiben. 


Die Vor- und Nachteile der drei Lösungen: 

1. Entscheider oder Entscheiderin fertigt Report selbst an:  


+ Grundsätzlich spare ich in der Theorie Geld, wenn ich mich selbst darum kümmere, da ich keinen externen Dienstleister beauftrage und auch nicht Fortbildungen für meine Mitarbeitenden zahlen muss, damit diese sich in da Thema einarbeiten können. 

+ Ich baue mir eine Wissensbasis auf, die ich zukünftig für weitere Reports nutzen kann. 

 

- Allerdings geht dies auf Kosten der Arbeitszeit, die mir dann wiederum für andere Themen und Projekte fehlt. 


=> Das ist das ineffektivste und unrealistischste Szenario  

 

2. Externer Dienstleister fertigt Report an: 


+ Ich spare mir die Zeit, mich selbst um das Thema zu kümmern, wenn ich jemand Externes beauftrage.  

 

Jedoch kostet mich dies Geld. 

 Zudem entsteht kein Wissen im Unternehmen, ich befähige keinen meiner Mitarbeitenden. 

- Ich begebe mich in Abhängigkeiten. Für den nächsten Report muss ich wieder den Dienstleister hinzuziehen. 

 

=> Die fehlende Selbstreflektion macht diese Option für viele Organisationen zu einem realistischen Szenario. Es ist der einfachste, aber kein nachhaltiger Weg. 

 

3. Befähigte Mitarbeitende fertigen Report an: 

 

+ Ich motiviere einen Mitarbeitenden Verantwortung zu übernehmen und Experte oder Expertin für das Thema zu werden.  

+ Zudem können diese Mitarbeitenden zukünftig das Thema weiterverfolgen und ihre Wissensbasis erweitern. Somit wächst auch die Kompetenz im Unternehmen. 

 

- Nachteilig ist, dass die  Mitarbeitenden erst mal Zeit investieren müssen, um sich einzuarbeiten und in der Zeit nicht ihre eigentlichen Tätigkeiten ausüben können. 

 

=> Der dritte Weg ist für jede Organisation der Königsweg, vorausgesetzt, dass ich Mitarbeitende habe, die erstens Verantwortung übernehmen wollen und zweitens Freiräume dafür erhalten. Er sorgt für eine nachhaltige Transformation meines Unternehmens, der auch der Komplexität der aktuellen Geschäftsfeld gerecht wird. 


Im nächsten Teil dieser Serie werden wir genauer beleuchten, was Mitarbeitende benötigen, um aktive Gestalter zu werden… 

 

Autor:

Dr. Sven Saage

Leiter Vertrieb



 

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